Donnerstag, 13. Februar 2014

Alte Pferde muss man beschäftigen

Was wirklich Gutes wollte ich machen.

Meine Ronja, selbst gezogen, sollte in Rente gehen. Sie war immer lieb zu ihren Reitschülern, nur ihre Reitbeteiligung und ich mussten manchmal das Gras küssen, wenn sie sich bockend von uns befreite. Eine Seele von einem Pferd, besonders für die jungen Anfänger.

Sie war nun 21 Jahre alt und ihre Füße taten ihr weh. Sie mochte auch keinen in den Rücken fallenden Reiter mehr. Kleine Kinder waren und sind eine Ausnahme. Sie liebt Fohlen und Menschenkinder, aber tragen mochte sie die Kinder nicht mehr.

Während ihres wohlverdienten Urlaubs im letzten Sommer beschlossen wir, dass sie nur noch unter ihrer Reitbeteiligung laufen sollte. Leider war ihr auch dieses noch zu viel. Das eine Vorderbein war einfach schon zu müde, es hatte sich eine Arthrose entwickelt.

Nun dachte ich mir, dass sie sich auch ihre Rente verdient hätte und es sicherlich schön für sie wäre, auf der Wiese zu stehen und gelegentlich geputzt zu werden..........

Das ging eine Zeitlang prima. Eines Tages find sie jedoch an Blödsinn zu machen. Sie fing wieder an, durch alle Zäune zu gehen, bzw. regelrecht zu klettern und sobald ein anderes Pferd ihr zu nahe kam, wenn ich sie putzte, wurde dieses böse angefunkelt. Ich hatte gehofft, dass sie im Alter vernünftiger geworden wäre und nicht bei jedem Zaun kontrollieren müsste, ob denn auch Strom drauf sei.

Nun bekamen wir ein junges Pferd dazu. Ronja hatte eigentlich die Aufgabe ihr zu helfen, sich einzuleben und ihr so Einiges zu zeigen. Da hatte sie keine Lust zu. Das war ja gar kein Fohlen mehr, die war ja viel größer, als sie selbst.

Die Laune verschlechterte sich zusehends bei ihr und auch bei mir. Wir begrüßten uns schon am Morgen recht missmutig und das besserte sich in den letzten zwei Wochen auch tagsüber nicht mehr.
Gestern erklärte ich ihr dann, dass sie auch in den Himmel gehen könnte, wenn sie zur Begrüßung nicht mal mehr nach vorne kommen würde und nur schlechte Laune hätte. Meine Befürchtung war, dass sie doch irgendwo große Schmerzen hätte. Sie hustet auch stark, sobald sie trockenes Heu bekommt. Wer weiß, dachte ich mir, vielleicht mag sie gar nicht mehr leben?

Zwischendurch wollte ihre Reitbeteiligung sie mal wieder als Handpferd mitnehmen, damit sie auch mal `raus käme. Die arme Grace wurde von ihr jedoch die ganze Zeit dermaßen in den Hals gebissen, dass die junge Frau nach einigen hundert Metern umdrehte. Das wollte sie also auch nicht.

Und nun?

Heute war ich bei einer Kundin, um ihre junge Araberstute zu reiten. Der erzählte ich von unserem Dilemma. Sie war der Meinung, dass es ja sowieso immer unter Ronjas Würde war, Schulpferd zu sein. Sie hatte es nur aus Gutmütigkeit gemacht. Sie träumte halt von ihren früheren Erfolgen als Vielseitigkeitspferd und von unseren Ausbildungslehrgängen. Und nun sollte sie als Handpferd mitlaufen, bäh!

Ich dachte eine Weile darüber nach, dass Ronja immer brav auf ihre Schüler aufgepasst hatte. Sie hatte die Sache besser im Griff, als ich. Da kam kein Anfänger groß in`s Wackeln. Immer hatte ich  mich auf sie verlassen können. Auch im Gelände, wusste sie sich immer zu helfen, wenn ich mal einen Sprung nicht korrekt angeritten hatte.

Außerdem war sie immer die Leitstute gewesen. Nun drängten die anderen nach, und sie fand es lästig, immer auf alle aufpassen zu müssen, die zu allem Überfluss auch noch aufmuckten. Ich putze sie zwar gelegentlich und auch die Reitbeteiligung kümmert sich ein Mal die Woche noch um sie. Aber das war und ist mit ihrem früheren Leben nicht zu vergleichen.

Heute habe ich sie dann mit Ali Baba und Shine Bright laufen lassen. Sie durfte an erster Stelle gehen. Ich habe aufgepasst, dass die anderen Pferde sie nicht überholt haben und habe ein kleines Hindernis aufgebaut. Die Reaktion: ein Pferd, dass glücklich und ohne nach den anderen auszuschlagen und zu beißen über das Hindernis hüpft. Die anderen Beiden immer hinter ihr her.

Ich stand in der Mitte und hatte meine Freude und die drei sprangen einfach immer weiter über das Hindernis. Sie hätten auch vorbeilaufen können, es war nicht irgendwie abgegrenzt. Aber die Pferde hatten viel Spaß und Ronja war heute wieder meine Championesse. Zur Belohnung hat sie mich ganz vorsichtig angestupst.

Auch wenn sie morgen vielleicht Muskelkater hat; so viel Spaß wie heute, wo es wirklich nur um sie ging und die anderen im Hintergrund waren, hatte sie selten in letzter Zeit. Und ich habe auf sie aufgepasst.

Also werde ich in Zukunft wohl öfter mal mit ihr auch alleine wieder etwas machen, wozu sie wirklich Lust hat. Sie wird es mir dann schon zeigen und sich von mir leiten lassen. ;)
 




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