Freitag, 27. Juni 2014

Freiheitsdressur oder Spaß und Gelassenheit

Vor einigen Tagen hatte ich überhaupt keine Lust zum reiten. Ich war das ganze Wochenende auf Turnier gewesen, und ich hatte einfach keine Meinung, schon wieder auf`s Pferd zu klettern.

So verwandelte ich den Springplatz in einen "Spielplatz", auf dem ich nun zu Fuß mit Pferd an der Hand
einige Übungen machen wollte, die auch bei Gelassenheitsprüfungen und Trails vorkommen. Die Pferde schauten vom Paddock aus zu, was ich machte und dann  holte ich den "Kleinen Schwarzen".

Ali Baba weiß, dass solche Aktionen immer mit vielen Leckerlis verbunden sind und zog mich schon mal hinterher, um zur Plane zu gehen. Da weiß er genau, was er machen soll, nämlich drüber laufen oder eventuell auf dem Ding stehen bleiben. Er strahlte mich also an, und ich fragte mich, wozu ich überhaupt einen Strick am Halfter hatte.

Also habe ich ihm den Führstrick über den Hals gelegt und dachte mir, dass man die einfachen Übungen wohl auch hinbekommen sollte, wenn man einfach neben ihm herlief und ihm zeigte, was er machen sollte, indem man es vormachte. Das Pony war außer sich vor Begeisterung und wir joggten über Hindernisse, gingen zwischen hochgelegten Stangen durch, rückwärts durch die Hindernisse und um Pylonen herum. Er versuchte auch nicht, lieber Gras zu fressen, sondern blieb bei mir mit seiner Konzentration.

Heute sollten wir auch eine Übung schaffen, die ihm sonst wirklich Schwierigkeiten bereitete. Ich stellte ihn vor zwei nebeneinanderliegende Stangen und wollte ihn nun rückwärts da durchbugsieren. Normalerweise werden wir beide dann irgendwann nervös, weil er immer Angst hat, auf das Holz zu treten und dann fürchterlich herumzappelt. Dieses Mal klappte es aber schon beim zweiten Anlauf, und Ali Baba war sehr zufrieden mit sich. Dann übten wir noch ein wenig spanischen Schritt und machten auch hier Fortschritte. Allerdings meinte ich, dass man wohl nicht für jeden Schritt ein Leckerli bräuchte. Das sah er anders. Demonstrativ knabberte er immer wieder ein paar Grashalme, um mir zu zeigen, was er von mir wollte. Denn von ihm angeschubst zu werden und meine Taschen durchwühlt zu bekommen, mag ich nicht.

Wir hatten so viel Spaß, dass ich mir dachte, Shine Bright könnte an der Sache auch Gefallen finden.
Also brachte ich Ali Baba zurück in den Auslauf und holte die Große. Sie hasst die Plane, wie die Pest und sieht überhaupt keinen Grund, darüber zu gehen. Pferd kann doch außen herumgehen und so zu den Leckerlis kommen??? Irgendwann merkte sie, dass das wirklich nichts brachte und ich mich nicht erweichen ließ. Also ging sie ganz vorsichtig über die Plane und atmete hörbar aus, als sie drüber war.

Die anderen Übungen waren vergleichsweise einfach mit ihr. Aus irgendeinem Grunde macht sie viele Sachen einfach wie selbstverständlich, andere dagegen überhaupt nicht. Dieses Pferd ist mir einfach ein Rätsel.

Ich hatte unter Anderem auch neun Autoreifen so hingelegt, dass sie dadurch und drüber marschieren sollte. Diese Übung sehe auch ich als gespenstisch an, da die Reifen den Tieren um Hufe und Bein schlagen können, wenn sie drauf treten. Aber bereits nach fünf Minuten ging Shiny dadurch und war nicht sonderlich erschrocken, dass die blöden Gummidinger sich bewegten, wenn sie drauftrat. Leider fand sie diese Übung trotzdem blöd und beim zweiten Mal standen wir wieder "stundenlang" davor. Irgenwann ging sie dann seelenruhig dadurch.

Dafür fand sie es toll, seitwärts über Stangen zu treten. Mit allen meinen anderen Pferden hatte ich immer Probleme, da sie vorwärts oder rückwärts über die Hindernisse wollte, aber nie seitwärts. Bei Shine Bright ging es sofort. Ich kreuzte meine Beine und ging seitwärts und sie machte es nach. Der zweite Versuch ging in die andere Richtung: auch kein Problem.

Schwierigkeiten gab es am Anfang, als sie neben mir antraben sollte. Das kennt sie sehr wohl, hatte aber keine Lust dazu und tat ganz aufgeregt, als ich sie dann mit der Gerte touchierte. Böser Besitzer! Nachdem sie eingesehen hatte, dass es überhaupt nichts hilft, wenn man am Strick zieht oder herumhampelt, ging es einwandfrei. Nun im Trab über ein kleines Hindernis. Nee, das wollte sie auch nicht, sondern ließ sich im Schneckenschritt darüber ziehen. Aber beim zweiten Mal klappte es besser. Und danach machte sie sogar einen kleinen Hüpfer darüber. Ich lobte sie ausgiebig und hoffte, dass sie sich beim nächsten Mal noch dran erinnern würde. Bei Shine Bright weiß man nie. :)

Ich war völlig fertig von dem Gerenne auf dem Platz, aber es war eine schöne Abwechslung zum Reiten. Die Pferde freuten sich über die Leckerlis und waren die ganze Zeit konzentriert und gut gelaunt bei der Sache, so dass dieser Tag für uns rundum gelungen war.

Dienstag, 24. Juni 2014

Mannschaftsreiten braucht Teamgeist

Am letzten Wochenende war es wieder so weit. Das große Hausturnier unseres Reitvereins stand an. Es ist wirklich eine größere Veranstaltung, die über zwei Tage geht  und immer gut besucht ist.

Wie auch in den letzten Jahren wurde ich gebeten, zu helfen und/oder für eine Ponymannschaft mitzureiten. Natürlich wäre es schön gewesen, wenn ich beides hätte tun können. Aber klonen kann ich mich noch nicht.

Für den Mannschaftsritt hieß es im Vorwege üben, üben, üben. Die Reiter und Pferde einer Gruppe sollen gut zusammenpassen und auch eine gute Mannschaftsdressur zeigen. Wenn man diese Aufgabe einigermaßen gelöst hat, steht dem Rest EIGENTLICH nichts mehr im Wege.

Wir trafen uns also zum Trainieren in verschiedenen Ställen. Ich reite immer mit denen zusammen, die noch keine bis wenig Erfahrung im Turniersport haben und demnach meistens sehr aufgeregt sind. Das Üben klappte aber immer ganz gut. Und die Ponys liefen auch gut zusammen. Mein Kasperpony durfte vorne gehen und konnte sich dann einigermaßen benehmen. Er findet nichts schlimmer, als in der Abteilung zu laufen. Auf dem Abreiteplatz sieht es aus, als würden wir gleich in die L-Dressur gehen, bei Betreten des Prüfungsplatztes mit anderen Pferden ist zappenduster.......

Aber auch er hat sich dieses Mal in der Prüfung zusammen gerissen, und es blieb bei zwei wirklich nur angedeuteten Bocksprüngen. Die anderen Ponys und Reiter hatten ihre Aufgabe sehr gut gemacht und so waren wir frohen Mutes.

Dann ging es darum, dass zwei der Reiter eine Einzeldressuraufgabe reiten mussten. Da waren Ali Baba und ich zum Glück `raus. Wir helfen immer beim Springen aus, weil es so wenig Ponyreiter mit ganz sicheren Springpferden bei uns gibt. Die beiden Mädels waren super gut, und wir rechneten uns schon Chancen aus.

Danach kam das Springen für die Pferde. Ich reite zwar in der Ponymannschaft, springe aber bei den Großen, weil ich keine Lust habe, gegen die ganz jungen Reiter anzutreten. Deshalb habe ich Ali Baba bei Zeiten als Pferd bei der FN gemeldet. Ich glaube er ist auch 1,49m groß, aber ich weiß es nicht genau.

Ali Baba musste von morgens noch etwas gut machen, denn da hatten wir unser A-Springen vergeigt. Der Herr musste ja wieder die Bandenwerbung lesen und rutschte dann aus und stolperte, weil er unkonzentriert war. Im Stilspringen dann die ganze Runde im Kreuzgallop zu gehen und noch ein Hindernis zu reißen, haut die Richter nicht gerade vom Sockel....Aber er war halt sehr verunsichert, weil wir bei so einem nassen, rutschigen Boden auch schon mal gestürzt sind. Und auf die Schnelle eben mal Hufeisen organisieren, geht ja auch nicht am frühen Morgen.

Also sprang das Pony jetzt was das Zeug hielt, verkniff sich den Kreuzgallop und machte auch noch ein nettes Gesicht. Und zack, den 2. Platz, jawoll. Die Mannschaftsteilnehmer freuten sich. Aber es fehlte noch unsere zweite Springreiterin. Sie startete bei den Ponys, und es fing wirklich gut an. Dann aber kam ein Hindernis, dass ein wenig gruselig aussah und das Pony stockte und verweigerte. Danach kamen die beiden leider nicht mehr auf einen Nenner und sie schieden  auf Grund weiterer Verweigerungen aus. Wir seufzten alle und waren erst Mal enttäuscht.

Es war ein sehr langer Tag. Morgens um 6.30h hatte ich Ali Baba das erste Mal auf den Anhänger gestellt, abends um 17.15h holte ich ihn nun wieder aus dem Transporter heraus, um die Siegerehrung für die Mannschaft mitzureiten. Wir sahen uns schon auf dem letzten Platz, weil uns nun eine komplette Wertnote fehlte. Mein Pony schlief dann auch prompt ein, als die ersten Mannschaften aufgerufen worden. Fehlte bloß noch, dass er angefangen hätte zu schnarchen.

Aber dann wurde unsere Mannschaft doch aufgerufen. Wir hatten noch den 6. Platz erreicht, weil unsere gemeinsame Dressur so gut gelaufen war. Ich glaube, die Mädels hatten alle viel Spaß und waren auch ein wenig stolz auf ihre Ponys und Leistungen.

Und es ist ein schönes Gefühl in der Siegerehrung zu viert nebeneinander zu reiten in der großen Gruppe. Denn beim Mannschaftsreiten kommen zur Siegerehrung alle Mannschaften mit ihren Pferden noch ein Mal zusammen und reiten die Ehrenrunde alle gemeinsam.

Aber den ganzen gestrigen Tag war ich soooooooooooooo müde. Ich werde wohl doch zu alt für so etwas. ;) Vielen Dank an meine wackern Mädels, die mit so einer ollen Reiterin zusammen reiten und immer gut drauf sind und nett und höflich sind. Super gemacht!


Freitag, 20. Juni 2014

Geister und Gespenster auf dem Reitplatz!

Pferde haben manchmal seltsame Ideen. Meine "Kleinste" Shine Bright sieht im Moment überall
Gespenster. Nachdem seit Wochen Hindernisstangen auf dem Reitplatz liegen, sind diese plötzlich gefährlich. Der Nachbar schärft in seinem Garten die Sense! Oha ist er etwa der Sensemann?
Die Strandkorbabdeckung wagt es, sich bei Wind selbständig zu bewegen, das geht gar nicht.

Mein Pferd hüpft jetzt also täglich von links nach rechts, macht Riesensätze, die wirklich für ein Pferd, das überhaupt nicht springen will, einer Olympiade würdig sind. Leider finde ich das nicht sehr entspannend, sondern  denke mir so manches Mal, dass Tennis spielen eigentlich auch ein schöner Sport wäre............

Das Schönste an der Sache ist, dass die gefährlichen Sachen im Laufe der Reitstunde immer weniger gefährlich werden, denn irgendwann muss sie sich mal auf mich konzentrieren. Leider kann sie das aber noch nicht sehr lange, so dass die Dinge spätestens kurz vor Schluss sie alle wieder attackieren.

Man denkt sich dann, na ja, heute war es windig und kalt, morgen ist ein besserer Tag. Weit gefehlt, am nächsten Tag ist es brüllheiß, für einen halben Vollblüter erst recht ein Grund den wilden Max zu machen.

Nächster Gedanke: ach gestern hat es doch am Ende geklappt, sie wird sich wohl erinnern, dass alles halb so wild war. NEIN! Ich weiß nicht, ob junge Pferde schon Alzheimer haben, aber sie erinnert sich nicht.
Allerdings habe ich das vage Gefühl, dass sie sich auch gar nicht erinnern möchte.

Aber wenn ich sie einen Tag ordentlich bewege, müsste es doch am nächsten Tag besser sein. Sie wird doch ein bisschen ausgepowert sein und ihren Spiel- und Renntrieb ausgetobt haben. Na ja, vielleicht ein wenig, aber eigentlich eher nicht. Puh, junge Pferde sind manchmal wirklich anstrengend.

Auf der anderen Seite ist es natürlich auch schön, dass man weder Gerte noch Kraft braucht, um sie
vorwärts zu reiten. Eine Schlaftablette unter dem Sattel ist auch nicht das, was ich  möchte. Und wenn sie
alleine oder mit den anderen auf der Wiese herumgallopiert, sieht es wunderschön aus. Das muss man ihr lassen.

Aber ich gebe zu, dass ich manchmal sehr blass werde auf diesem Pferd. Mit dem Alter tun  nicht nur die Knochen mehr weh, wenn man herunterfällt, sondern man hat es sich im Laufe der Zeit doch gemerkt, dass ein Sturz keine schöne Sache ist.

Also jeden Tag auf ein Neues mit viel Ruhe und Geduld versuchen, das Pferd auf Kurs zu halten. Zu nett darf ich aber auch nicht sein, dann tanzt sie mir direkt auf der Nase herum. Also statt Augen zu und durch, lieber Beine zu und durch!

Siehe da, jetzt wo ich ihr mitgeteilt habe, dass ich ihr unsägliches Verhalten veröffentlichen werde, ging es heute schon viel besser. :)

Wer weiss aber, ob sie sich morgen noch daran erinnert?

Donnerstag, 19. Juni 2014

Reiten im Derbypark - ein ganz besonderes Erlebnis

Als junge Frau hatte ich die Möglichkeit, einige Male beim Hamburger Springderby live zuzuschauen.
Ich hatte einige Jahre lang Freikarten bekommen und nutzte diese Chance natürlich aus.

Von den Tribünen aus betrachtet, sah der Platz riesengroß aus, auch die Hindernisse sahen ganz anders aus, als das, was im Fernsehen zu sehen ist. Auch die Atmospähre war einfach klasse. Die großen Reiter mal von ganz nah zu sehen, wenn man neben dem Einritt steht, war  unvergleichlich interessant.

Natürlich träumte ich schon als Kind davon, dort auch ein Mal zu reiten. Gleichzeitig hielt ich jedoch an dem Gedanken fest, ein Welsh-Cob-Pony haben zu wollen. Das war der Widerspruch an sich. Außerdem hatte ich auch nie die Möglichkeit bei guten Ausbildern regelmäßig Unterricht zu nehmen, es fehlte auch das Geld für Spitzentraining und -ausbildung. Ich war auch bestimmt nie ehrgeizig genug, um überhaupt zu versuchen, so weit zu kommen. Tja, der dritte Punkt war und ist eben: ein Welsh-Pony ist natürlich super, aber vielleicht doch kein Pferd, mit dem man riesige Höhen springen kann.

Also aus der Traum vom großen Ritt?!?! Weit gefehlt! Es gibt im Derbypark ein Mal im Jahr das Jugend- und Amateurturnier. Und in diesem Jahr war es so weit. Ich erhielt eine Anfrage, ob ich für meinen Reitverein in der Mannschaft mitreiten wolle. Es handele sich um ein A* Zeitspringen und wir wären doch ganz gut in Form.

Nichts wie hin, dachte ich! Und so kam der Tag des Turniers. Ich hatte sogar den Luxus, mit jemandem mitfahren zu können. So war das Pony nicht alleine stundenlang im Anhänger, und auch ich hatte nette Gesellschaft.

Es hatten 112 Reiter genannt und man rechnet pro Starter mit ca. 2 Minuten Zeit, die er braucht vom Beginn seiner Prüfung, bis zum Ende des Parcours. Erst vor Ort erfuhren wir die Reihenfolge, die dann auch noch kurzfristig geändert wurde. Es waren noch 90 Starter übrig. Ich war an 55. Stelle dran. Also warten, bei anderen Prüfungen zuschauen und meine Mitstreiter anfeuern.............

Dann aber war es Zeit zum Abreiten für mich. Also rauf auf`s Pferdchen und auf den Abreiteplatz.
Der Platz ist dort sehr klein und nicht dafür ausgelegt, dass alle gleichzeitig ihre Pferde abreiten. Es war also sehr voll dort und Ali Baba wurde sehr ungehalten. Es war ihm zu warm und alle konnten nur linke Hand reiten, was ihm gar nicht liegt. Auch waren 99 Prozent der anderen Pferde viel größer als er.

Aber irgendwann waren wir endlich dran. Wir durften durch den großen Torbogen reiten und kamen auf den Platz. Ich selbst war den Parcours natürlich vorher abgegangen und war schon fast müde, als ich endlich durch war damit. Der Platz ist riesengroß, die Tribünen sehen gewaltig aus, wenn man von der Mitte des Springplatzes nach oben schaut, alles in allem sehr imposant.

Wir kamen also `rein und grüßten die Richter. Dann trabten wir erst mal los und mein Pony schaute sich die Gegend an, statt auf die Hindernisse zu achten. Auch er schien überwältigt von den Ausmaßen zu sein.

Als ich angaloppierte, merkte ich schon, dass er nicht ganz bei der Sache war. Er musste erst Mal schauen, was noch so herumstand auf dem Gelände. Prompt war er überrascht, dass er tatsächlich über Hindernisse springen sollte und touchierte das erste, das ungnädigerweise auch herunterfiel.
Dann aber hatte der Kleinste Blut geleckt. Er wollte wohl alles wieder gut machen und sprang den Rest fehlerfrei. Er ließ sich super reiten und dirigieren, was sonst manchmal nicht der Fall ist, wenn er meint,
dass er einen besseren Weg kennt.

Meine Bedenken, dass er todmüde im Ziel ankommen würde, weil die Strecke länger war, als gewöhnlich, waren unbegründet. Das Pony lief wie der Blitz ins Ziel und wollte eigentlich noch mehr springen!

Wir sind zwar als Mannschaft nicht platziert worden, aber es hat mir sehr viel Spaß gemacht und war ein schönes Erlebnis. Und ich hätte nie gedacht, mit einem Welsh-Pony jemals im Derby-Park zu springen!

Vielen Dank an mein Super-Pony für dieses  unvergeßliche Erlebnis!



Dienstag, 17. Juni 2014

Reithosentest, Testreithose...das klingt spannend!

Was soll das denn? In den Kleinanzeigen eines gängigen Online-Anbieters las ich, dass Testreithosen zu vergeben wären. Hä?

Neugierig, wie ich nun mal bin, habe ich direkt eine Mail hingeschrieben. Die schnelle Antwort enthielt einen Fragebogen mit für mein Empfinden, teils ungewöhnlichen Fragen. Die meisten konnte ich ohne Bedenken beantworten, aber zum Beispiel die Frage: "Wo bewahren Sie Ihre Hose auf?" fand ich seltsam.

Nach einigem Hin und Her und plausiblen Erklärungen war es dann aber soweit. Die Hose wurde geschickt.
Ich sah mir das gute Stück an und dachte, dass sie viel zu schade für den Stall wäre. Sehr weiches Leder, vom Schnitt schon fast als elegant zu bezeichnen, einfach schick.

Die erste Anprobe zeigte, dass meine Oberschenkel das gute Stück für zu eng hielten. Damit würde ich nicht mal auf ein Shetland-Pony kommen. Ich überlegte schon, spontan 5 Kilo abzunehmen, aber erstens geht das beim besten Willen nicht so schnell und zweitens nehme ich sowieso erst als letztes an den Beinen ab.

Nun gut, ich schaute mir die Hose zwei Tage lang an und dachte mir, dass ich sie doch erst mal im Hause tragen könnte, ohne Kniebeugen oder Ähnliches zu machen. Und siehe da, nach ein paar Tagen saß die Hose wie angegossen, da das Leder sich an den gewünschten Stellen gnädigerweise anpasste.

Irdendwann war es an der Zeit, die Hose zu Pferde zu tragen. Ich war sehr skeptisch, denn Innennähte an Reithosen verheißen nichts Gutes. Auch der Futterstoff erfreute mich nicht. In meiner Fantasie sah ich mich bereits mit blauen Flecken an den Innenseiten der Beine konfrontiert und schlimmstenfalls sogar aufgescheuerten Innenseiten der Knie.

Doch die Hose sollte mich eines Besseren belehren.

Sie kneift nicht, scheuert nicht und ist super  bequem. Mit dem Futterstoff hatte ich leider recht. Er hat bereits an den reiterrelavanten Stellen aufgegeben, da er dann nicht so dehnbar ist, wie die Hose selbst. Die Reithose ist im Stil einer Jodhpurhose gehalten und bei mir rutscht das gute Stück gerne mal ein wenig hoch beim Reiten. Ich habe aber mit anderen Reitern gesprochen und festgestellt, dass viele dieses Problem mit ihren Hosen haben. Eine junge Frau, die Schneiderin ist, hat ein gutes Patent gefunden, damit ihre Jodhpurhose nicht mehr rutscht. Das kann ich natürlich aber nicht einfach in "meine" einnähen, da ich sie wieder zurückgeben muss.

Auch hier im tiefsten Norden hatten wir neulich einen wirklich heißen Tag. Da ist eine Lederreithose auch nicht kühler, als eine andere. Aber als ich auf`s Pferd wollte  merkte ich, wie der Futterstoff streikte und anfing, an den Beinen zu kleben. Nicht lustig! Ich war allerdings auch nicht darauf eingestellt zu reiten, denn das hätte ich mir denken können. Eine kleine Reitschülerin bat mich aber, mit ihr auszureiten. Da half es nur, ruhig sitzen zu bleiben und gelegentlich zu versuchen, den Stoff von den Beinen zu lösen.

Mein ganz großes Problem bei dem Test ist, dass man Bilder machen soll. Jeden Tag und möglichst viele mit mir drin...Ich hasse es fotografiert zu werden, und das sieht man ganz deutlich. Leider hat auch noch eine Speicherkarte aufgegeben, wahrscheinlich weil ich immer so ein böses Gesicht gemacht habe ;), so dass auch noch so einige Bilder weg sind. Jetzt schicke ich die Fotos ein Mal pro Woche zu der Firma und lösche die Bilder direkt und ja, ich versuche ein netteres Gesicht aufzusetzen (wenigstens manchmal). Das funktioniert im Moment ganz gut.

Die Reitschüler und die Familie freuen sich jedenfalls, dass ich sie immer wieder anquatsche, Fotos zu machen.

Am Anfang habe ich noch einen Fragebogen ausgefüllt, den ich mir wieder durchlesen werde, wenn der Test zu Ende ist und ich die Reithose zurückschicken werde. Ich bin gespannt, wie sich meine Meinung dann geändert hat.

Im Moment sitze ich auf meinem Lieblingssessel, den Laptop auf den Knien. Da ist die Reithose dann am allerbequemsten. :)




Freitag, 13. Juni 2014

Biothane, Leder, Kunststoff, was ist am besten?

Heutzutage gibt es viele Möglichkeiten, die Pferdeausrüstung dem eigenen Geschmack und Empfinden anzupassen. Es gibt eine Menge unterschiedlicher Materialien, und ich möchte hier aufschreiben, welche Vor- und Nachteile mir für meine Pferdchen und mich aufgefallen sind:

Biothane:

Vorteile:

pflegeleicht, da aus Kunststoff, mit Seifenwasser abwischen, ev. noch trockenreiben, fertig
viele bunte Farben möglich
viele Breiten, Längen und Stärken lieferbar
sehr robust und haltbar
verträgt, im Gegensatz zu mir, unendlich viel Regen :)
vergleichsweise leicht zu bearbeiten, wenn man es verschraubt oder vernietet
formstabil
nimmt keine Feuchtigkeit auf und verschimmelt nicht
bleibt bei Kälte trotzdem flexibel
leicht zu reparieren
sehr belastbar
gut für Allergiker geeignet


Nachteile:

Wieviel Kunststoff verträgt unsere Natur noch?
Leder sieht meistens edler aus am Pferd
Biothane passt sich nicht wirklich an, es behält halt seine eigene  Form
Leder ist griffiger, besonders Gurtzügel mit Lederstegen
Sind Zügel aus Biothane nass, sollte man Handschuhe tragen, da sie rutschig werden.
Kunststoff wird grundsätzlich heiß, wenn es einem durch die Hände gezogen wird, aua!
Man wird dumm angequatscht, wenn man es verwendet, weil es noch nicht so bekannt ist. ;) 
Das verwendete Werkzeug wird außerordentlich schnell stumpf!
Es sollten schon Profi-Lochzangen und Bohrer verwendet werden.
Auch entsprechende Nähnadeln werden sehr schnell stumpf.

Leder:

Vorteile:

Naturprodukt
passt sich gut an
kann feiner bearbeitet werden, als Biothane 
durch Zuschnitt mehr Gestaltungsmöglichkeiten
bei guter Pflege fast ewig haltbar
es ist ein Genuss, gut gepflegtes Leder anzufassen
es riecht schön :)
Da man es oft putzen muss, kontrolliert man auch fast zwangsläufig, ob alle Nähte noch in Ordnung sind, bzw. die Schrauben noch festgezogen sind.
Natürliches Material passt in meinen Augen gut zum Reitsport.

Nachteile:

Es gibt viele unterschiedliche Lederqualitäten, nur wirklich gute Qualität ist auch strapazierfähig!
Für einen Laien ist die Qualität nicht immer erkennbar.
"Billig-Leder" wird mit hochgiftigen Chemikalien gegerbt.
Allergieauslösende Substanzen für einige Pferde in Färbe- und Gerbmitteln
Es gibt nur wenige Farben.
sehr aufwändige Pflege, wenn es lange halten soll
es nimmt Feuchtigkeit auf und braucht lange zum Trocknen, hängt man es in die Sonne oder neben eine Heizung, um den Trocknungsverlauf zu beschleunigen, wird es hart und unbrauchbar.
Leder-Geschirre sehen zum Beispiel wirklich gut aus, aber die Pflege.........................:( 
Wird dünnes Leder zum Beispiel geölt, statt gefettet, wird es zwar sehr schön weich, verliert aber auch deutlich an Halt und wird lang und länger.
Ist Leder nass quillt es auf und manchmal lassen sich die Trensen etc. dann nicht mehr gut verstellen. 
Gute Lederqualität will auch bezahlt werden, sprich es ist schon ziemlich teuer.
 

Kunststofftrensen und -geschirre:

Vorteile:

günstig in der Herstellung
billig 
sehen am Anfang super aus

Nachteile:

bricht deutlich schneller als Biothane
Massenprodukt, unnötiger Verbrauch von Ressourcen
passt sich nicht wirklich gut an

Sieltec-Geschirre:

Vorteile:

Haltbarkeit
viele Farben
ab in die Waschmaschine und fertig
sehr leicht und auch platzsparend zu verstauen
einzelne Riemen lassen sich schnell austauschen

Nachteile:

Optik, zu einem edlen Tier, wie dem Pferd, sieht es sehr gewöhnungsbedürftig aus
Kopfgestelle passen oft nicht so gut, wie die aus sehr gutem Leder
die einfacheren Modelle lassen sich nicht gut auf verschiedene Pferde einstellen
Die Pferde können mit sehr gut angepasstem Ledergeschirr mehr ziehen, als mit
Sieltec-Geschirr

Fazit:

Ich selbst benutze ein Sieltec-Geschirr und liebe es! Aber ich benutze ein Kopfstück aus Biothane mit Lederscheuklappen.
Da ich zu 99,9% draußen reite, benutze ich oft Biothane-Trensen aus eigener Herstellung.
Auch meine Halfter sind aus Biothane mit sehr stabilen Beschlägen. Als Führleine hat sich Biothane für mich nicht bewährt. Auf Turnieren benutze ich auch gerne Ledertrensen, reite jedoch auch mit den Biothane-Trensen.
Wenn ich zu viele Sachen in der Sattelkammer habe, die tagelang trocknen müssen, wird nachher alles feucht und es bildet sich Schimmel.
Gerade für Sachen, die wenig benutzt werden, wie Kappzaum und Ausbinder, finde ich Biothane toll, denn dem Material macht es nichts aus, einfach "dumm ´rumzuhängen".
Hätte ich eine Reithalle würde ich allerdings mehr mit Leder machen, da ich das Material gerne mag. Dafür verzichte weitmöglichst auf Plastiktüten und trinke Wasser aus der Leitung, um dort wiederum Plastikmüll einzusparen.

Es würde mich interessieren, wie ihr das seht, und welche Erfahrungen ihr gemacht habt!