Freitag, 27. Juni 2014

Freiheitsdressur oder Spaß und Gelassenheit

Vor einigen Tagen hatte ich überhaupt keine Lust zum reiten. Ich war das ganze Wochenende auf Turnier gewesen, und ich hatte einfach keine Meinung, schon wieder auf`s Pferd zu klettern.

So verwandelte ich den Springplatz in einen "Spielplatz", auf dem ich nun zu Fuß mit Pferd an der Hand
einige Übungen machen wollte, die auch bei Gelassenheitsprüfungen und Trails vorkommen. Die Pferde schauten vom Paddock aus zu, was ich machte und dann  holte ich den "Kleinen Schwarzen".

Ali Baba weiß, dass solche Aktionen immer mit vielen Leckerlis verbunden sind und zog mich schon mal hinterher, um zur Plane zu gehen. Da weiß er genau, was er machen soll, nämlich drüber laufen oder eventuell auf dem Ding stehen bleiben. Er strahlte mich also an, und ich fragte mich, wozu ich überhaupt einen Strick am Halfter hatte.

Also habe ich ihm den Führstrick über den Hals gelegt und dachte mir, dass man die einfachen Übungen wohl auch hinbekommen sollte, wenn man einfach neben ihm herlief und ihm zeigte, was er machen sollte, indem man es vormachte. Das Pony war außer sich vor Begeisterung und wir joggten über Hindernisse, gingen zwischen hochgelegten Stangen durch, rückwärts durch die Hindernisse und um Pylonen herum. Er versuchte auch nicht, lieber Gras zu fressen, sondern blieb bei mir mit seiner Konzentration.

Heute sollten wir auch eine Übung schaffen, die ihm sonst wirklich Schwierigkeiten bereitete. Ich stellte ihn vor zwei nebeneinanderliegende Stangen und wollte ihn nun rückwärts da durchbugsieren. Normalerweise werden wir beide dann irgendwann nervös, weil er immer Angst hat, auf das Holz zu treten und dann fürchterlich herumzappelt. Dieses Mal klappte es aber schon beim zweiten Anlauf, und Ali Baba war sehr zufrieden mit sich. Dann übten wir noch ein wenig spanischen Schritt und machten auch hier Fortschritte. Allerdings meinte ich, dass man wohl nicht für jeden Schritt ein Leckerli bräuchte. Das sah er anders. Demonstrativ knabberte er immer wieder ein paar Grashalme, um mir zu zeigen, was er von mir wollte. Denn von ihm angeschubst zu werden und meine Taschen durchwühlt zu bekommen, mag ich nicht.

Wir hatten so viel Spaß, dass ich mir dachte, Shine Bright könnte an der Sache auch Gefallen finden.
Also brachte ich Ali Baba zurück in den Auslauf und holte die Große. Sie hasst die Plane, wie die Pest und sieht überhaupt keinen Grund, darüber zu gehen. Pferd kann doch außen herumgehen und so zu den Leckerlis kommen??? Irgendwann merkte sie, dass das wirklich nichts brachte und ich mich nicht erweichen ließ. Also ging sie ganz vorsichtig über die Plane und atmete hörbar aus, als sie drüber war.

Die anderen Übungen waren vergleichsweise einfach mit ihr. Aus irgendeinem Grunde macht sie viele Sachen einfach wie selbstverständlich, andere dagegen überhaupt nicht. Dieses Pferd ist mir einfach ein Rätsel.

Ich hatte unter Anderem auch neun Autoreifen so hingelegt, dass sie dadurch und drüber marschieren sollte. Diese Übung sehe auch ich als gespenstisch an, da die Reifen den Tieren um Hufe und Bein schlagen können, wenn sie drauf treten. Aber bereits nach fünf Minuten ging Shiny dadurch und war nicht sonderlich erschrocken, dass die blöden Gummidinger sich bewegten, wenn sie drauftrat. Leider fand sie diese Übung trotzdem blöd und beim zweiten Mal standen wir wieder "stundenlang" davor. Irgenwann ging sie dann seelenruhig dadurch.

Dafür fand sie es toll, seitwärts über Stangen zu treten. Mit allen meinen anderen Pferden hatte ich immer Probleme, da sie vorwärts oder rückwärts über die Hindernisse wollte, aber nie seitwärts. Bei Shine Bright ging es sofort. Ich kreuzte meine Beine und ging seitwärts und sie machte es nach. Der zweite Versuch ging in die andere Richtung: auch kein Problem.

Schwierigkeiten gab es am Anfang, als sie neben mir antraben sollte. Das kennt sie sehr wohl, hatte aber keine Lust dazu und tat ganz aufgeregt, als ich sie dann mit der Gerte touchierte. Böser Besitzer! Nachdem sie eingesehen hatte, dass es überhaupt nichts hilft, wenn man am Strick zieht oder herumhampelt, ging es einwandfrei. Nun im Trab über ein kleines Hindernis. Nee, das wollte sie auch nicht, sondern ließ sich im Schneckenschritt darüber ziehen. Aber beim zweiten Mal klappte es besser. Und danach machte sie sogar einen kleinen Hüpfer darüber. Ich lobte sie ausgiebig und hoffte, dass sie sich beim nächsten Mal noch dran erinnern würde. Bei Shine Bright weiß man nie. :)

Ich war völlig fertig von dem Gerenne auf dem Platz, aber es war eine schöne Abwechslung zum Reiten. Die Pferde freuten sich über die Leckerlis und waren die ganze Zeit konzentriert und gut gelaunt bei der Sache, so dass dieser Tag für uns rundum gelungen war.

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